Zu den Arbeiten von Peter Groß

Malen heißt für Peter Groß Zeichen setzen, das Zeichen hat einen größeren Bedeutungshorizont als der bloße Gegenstand. Das Zeichen muss ebenso wie die Offenheit des Bedeutungshorizontes vom Künstler beabsichtigt sein, nur dann wird der Betrachter in die Lageversetzt, aus einer romantischen Träumerei gegenüber einem in die Natur hinführenden Bilde herausgerissen zu werden. Malen  bei Peter Groß heißt abstrahieren: Abstraktion ist nicht die Beseitigung des Gegenstandes, sondern dessen Verallgemeinerung und Bedeutungssteigerung. Abstraktion kann aber auch heißen, die Eindeutigkeit die von einem real beschrieben Gegenstand aus geht infrage zu stellen und Ambivalentes anzubieten.
Darum abstrahiert Groß seine Motive, eine Methode, die mit der Malerei von Anfang an zwangsläufig verbunden war, die aber heute dazu führt, dass der Gegenstand in seiner primär aus ästhetischer und kompositorischer Notwendigkeit geschaffenen Bildsprache eintaucht. Für den Künstler ist der Gegenstand immer noch vorhanden, solange er sich an den Ursprung des Bildes erinnert. Folglich sind diese Gebilde ihm nicht fremd, sodass darüber Vermutungen angestellt werden können. In Kenntnis der Beziehung des Bildes zum Stoffkreis der Naturgeschichte und der Umweltproblematik ist es erlaubt und geradezu erwünscht, dass der Betrachter seinen Assoziationen folgt und die Rätselhaftigkeit der abstrahierten Formen für sich zu lösen sucht. In dieser Intention ist Peter Groß aktuell: Er behauptet seine Individualität in der Kunst. Er zieht den Betrachter in das Werk mit ein, der sich über die Formen auf den Bildern Gedanken machen soll. Indem der Künstler mehrere Lösungen anbietet, stellt er das Absolute in Frage.
Mit den Arbeiten von Peter Groß sind noch weitere Faktoren verbunden. Entsprechend der Parallelität der Formen auf der Bildfläche kann auch von einer bewussten Zusammenführung von verschiedenen Themenbereichen gesprochen werden, die in der Arbeit von Peter Groß ihren Ort  gefunden haben.

Jürgen Weichardt         in der Rheinischen Post